Die Deutschen trinken weniger Bier. Die Nachricht ist in etwa so neu wie die Lottoergebnisse von letzter Woche. Und natürlich hängt sich ein ganzer Rattenschwanz klagender Kaufmänner an diese Neuerung, die das Ende der Welt, oder zumindest ihrer Existenz, heraufbeschwören.
Nun kann man die tränenverschmierten Gesichter und verzweifelt ringenden Hände natürlich nicht ohne ein gewisses Mitgefühl betrachten. Bevor man vor lauter Mitleid aber ganz zerfließt, gibt es immerhin noch Rettung für die dem Untergang geweihten Branche.
Schimpft sich Innovation. Kann natürlich nicht jeder haben, sonst wär das Innovative nicht mehr innovativ sondern alltäglich. Nahrungskette auch hier. Den Letzten beißt eben der Hund. Beziehungsweise bleibt dem sein Bier halt über.
(An dieser Stelle kanditiere ich übrigens gerne dafür, mich dem gebrauten Überschuss anzunehmen! Unentgeltlich, versteht sich.)
Was macht man also, wenn die Leute einem das Bier nicht mehr abnehmen wollen?
Man macht das einzige daraus, das sich IMMER verkauft. Egal welcher hirnkranke Unsinn es ist: Stempel „Wellness!“ drauf und gut ist.
Wellness-Bier, meine Damen und Herren. Wenn im LIDL irgendwelche Kunstgesöffe die schmecken wie Plastik aus Sohnemanns Chemiebaukästen als „Wellness“ durchgehen, die Leute dreissig Euro für einen Kasten Leitungswasser mit Orangenaroma bezahlen und Tee aus dem Himalaya importiert wird weil der Osynochrineamisehastenichgesehn enthält, dann funktioniert auch Wellness-Bier!
Die Jungs und Mädels aus Neuzelle springen genau auf diesen Zug auf, mixen Algen und „Radikalenfänger“ und Schlagmichtot in ihr Bier und ZACK, haben ein Anti-Aging-Bier. Das macht zwar nicht ewig jung, fällt aber unter die Kategorie „Functional Food“ und ist somit also Nahrung, die was TUT.
Statt einfach nur zu schmecken, zumindest nicht allzu ungesund zu sein und Lebensqualität und Wohlbefinden zu steigern. Macht zwar nicht den Abwasch, aber fängt die freien Radikalen, die in der Leber sonst wieder randalieren, Autos anzünden und Pflastersteine nach den weißen Blutkörperchen werfen.
Na denn.
Wie man in Bayern sagt: „Wenn’s schee macht.“
Da trink ich doch drauf. Prost.
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